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Reiseberichte
Deutschland: Ostfriesland, Harlingerland, Weser - 31.07. - 06.08.2021
31.07. Leer – Timmel – Wiesmoor, 36 km
Der erste und hoffentlich einzige Fahrradurlaub unter Corona Bedingungen. Nach dem die 2020er Tour komplett ins Wasser fiel, bin ich glücklich, überhaupt mal wieder mit Rad und Gepäck unterwegs sein zu können. Der Bahngutschein aus dem vergangenen Jahr verhalf mir zu einer kostengünstigen Anreise nach Leer. Stressig war das Umsteigen in Münster, denn ich war nicht der Einzige, der mit Fahrrad und Gepäck weiterreisen wollte. So gab es einen stillen Kampf um die freien Fahrradstellplätze in der Bahn. Kurz vor Leer begann dann der angekündigte Regen und so begann ich meine erste Etappe bei sehr wechselhaftem Wetter.
ch merke sofort, dass ich in der Hauptsaison unterwegs bin, denn es sind massig Autos unterwegs. Stadtauswärts fahre auf der B70 nach Neermoor und halte mich am Kreisverkehr rechts um weiter zum Timmeler Meer zu fahren. Leider ist es auch hier rappelvoll und ich beschließe, eine Kaffeepause zu machen. Gerade richtig, denn es schüttet mal wieder in strömen.
Weiter geht es über Westgrossefehn und Mittelgrossefehn immer entlang des Großefehnkanals nach Ostgrossefehn. Windmühlen und alte Frachtkähne runden das romantische Bild ab. Schließlich erreiche ich Wilhelmsfehn. Hier biege ich ab nach Wiesmoor und erreiche schließlich rechterhand den Camping- und Bungalowpark Ottermeer. Auch dieser Zeltplatz ist vollkommen ausgebucht. Zum Glück habe ich einen Stellpletz für eine Nacht vorgebucht. Das Vorzeigen meines CovPasses wird zur Routine. Ich bekomme einen Stellplatz auf der völlig durchtränkten Zeltwiese zugwiesen. Auf einer leichten Anhöhe kann ich mein Zelt wenigstens noch trocken aufbauen. Das Wetter hat sich bisher gehalten, ich habe es allerdings dann gerade noch geschafft zu kochen und zu Essen, bevor der nächste grosse Schauer einsetzt.

Windmühlen und alte Frachtkähne entlang des Großefehnkanals.

01.08. Wiesmoor – Berne/Julius Plate, 79 km
Der grosse Schauer hält schließlich die ganze Nacht an und erst in den frühen Morgenstunden klart es auf. Mein Frühstück nehme ich am Badesee unter einem Pavillon ein. Das Wetter scheint sich einigermaßen zu halten und so fahre ich mit strammer Pedale entlang des Nordgeorgsfehnkanals nach Remels. Aus der zuerst breiten Landstrasse wird ein immer schmaler werdender Fahrradweg.

Weiter geht die Fahrt auf einer wenig befahrenen Landstrasse nach Westerstede mit seiner schönen Altstadt und dem historischen Rathaus. Ich umfahre Bad Zwischenahn und halte mich auf Wiefelstede. Das Wetter wird zunehmend schlechter und hinter Oldenburg gerate ich schließlich in den erwarteten Dauerregen. Immer wieder stelle ich mich in Bushaltestellenhäuschen unter und gebe in den wenigen Regenpausen Gas.

Am Campingplatz Juliusplate angekommen nutze ich wieder eine Regenpause und baue in windeseile das Zelt auf. Die Regenpause hält allerdings nur während der Aufbauphase an. Ich bestelle mir zum Trost eine Pizza und finde bei erneutem Platzregen unter einem Pavillon Platz.

Schleuse am Nordgeorgsfehnkanal

02.08. Juliusplate – Bremerhaven – Burhave, 72 km
Der Wetterbericht besagt Wetteresserung. Und so ist es. Während ich auf der Picknickbank ein ausgiebiges Frühstück zu mir nehme, kann das Zelt noch ein wenig abtrocknen. Nur nicht zu lange mit dem Abbauen warten, denn ziehen immer wieder dunkle Wolken durch.

Ich überquere die Weser mit der Fähre um auf der rechten Weserseite weiter zu fahren. Es folgen kleine Dörfchen und immer wieder führt mich der Radweg ans Weserufer. In Rekum sehe ich schon aus der Ferne einen gigantischen Bunker, ein ehemaliger U-Boot Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der Denkort Bunker Valentin. Weiter geht die Fahrt durch die Wesermarsch über Sandstedt nach Eidewarden. Der Rückenwind treibt mich nach Bremerhaven. Hier nehme ich die Weserfähre nach Blexen. Parallel zur Wesermündung fahre ich nun auf dem linken Ufer weiter nach Burhave. Die Regenschauer werden dabei immer weniger. Auf dem Knaus-Campingplatz sollte auf der Zeltwiese noch ein Platz frei sein. Burhave scheint ein riesengroßer Kinderspielplatz zu sein. Selten habe ich einen Ort gesehen an dem so viele Kinder herumschreien. Das Wetter ist zum Nachmittag und Abend wieder richtig gut geworden. Eine kleine Tour zum Hafen nach Fedderwardersiel und entlang des Fußweges an der Weser zurück bei blauem Himmel und tief stehender Sonne versüßen mir den Abend, ein Bismarckbrötchen steigert die Laune.

Sonnenuntergang über der Weser

03.08. Burhave Rundfahrt, 19 km
In der Nacht hat es wieder wie aus Eimern geschüttet. Echt ein mieser Sommer. Da ich heute eine Pause einlege, ist es egal. Es wird schon irgendwann aufhören zu regnen und dann kann das Zelt in Ruhe trocknen. Der heutige Vormittag kommt ebenfalls in die Ablage P. Ab 11.00 Uhr geht es dann allerdings mit dem Wetter schlagartig bergauf. Ich mache eine kleine Tour nach Tossens. Hier ist die Hochburg für alle Touristen auf der Halbinsel Budjadingen. Eine Schlendermeile vom Feinsten. Mir reicht ein Bäcker, wo ich eine Tasse Filterkaffee bekomme.
Hinter dem Deich fahre ich von Tossens zurück ins ca. 10 km entferne Fedderwardersiel. Ich passiere lange Salzwiesen, auf dem unzählige Schäfe grasen. Ich kann es kaum erwarten, mir erneut ein gaaanz frisches Bismarckbrötchen zu bestellen. Bei immer noch strahlendem Sonnenschein genieße ich am Fischerhafen in Fedderwardersiel das Nichtstun.

04.08. Burhave – Hooksiel, 76 km
Das Wetter ist endlich mal stabil. Ist das nicht gruselig? Jeden Tag geht es immer nur ums Wetter. Jedenfalls ist es nur leicht bewölkt. Zelt und Kleidung konnten abtrocknen und so kann ich das erst mal während dieser Tour mit trockenem Inhalt in meinen Packtaschen starten. Quer durch Bujadinger Land geht es hinüber zu Jadebusen. Ich lasse es mir jedoch nicht nehmen, mich vorher noch in Budjadingen bei einer Tasse Filterkaffe und einem Käsebrötchen optimal auf diese Etappe vorzubereiten. Über Stollhamm geht es weiter nach Seefeld, passiere die Seefelder Mühle und erreiche schließlich den Deich in Richtung Varel. Das Jadesperrwerk muss umfahren werden und so gelange ich über Umwege zur Vareler Schleuse. Es ist noch recht früh und so hat das Bistro am Hafen leider noch geschlossen. Nächstes Ziel ist das Nordseebad Dangast. Seit meinem ersten Besuch hier im Jahr 2012 hat sich offensichtlich einiges geändert. Mir scheint, alle Seebäder haben in den vergangenen Jahren richtig aufgerüstet. Auch hier ist es rappelvoll und es hält mich nichts. Weiter fahre ich auf dem Radweg hinter dem Deich in Richtung Wilhelmshaven. In Mariensiel verlasse ich den Radweg. Während ich noch über der Radkarte brüte, wo es denn nun weiter geht, spricht mich ein freundlicher Radfahrer an. Wir kommen ins Gespräch und schnell ist für ihn klar, dass er mich auf Schleichwegen um Wilhelmshaven herum auf den richtigen Weg bringt. Über kleine Nebenstrassen bin ich im Nu in Fedderwarden und schließlich in Sengwarden. Jetzt nur noch ein Katzensprung und ich stehe am Hooksieler Hafen.
In Hooksiel ist kaum noch ein Durchkommen. Die kleine Fußgängerzone, umgeben von kleinen Geschänkeläden und Cafes umfahre ich. Am Kreisverkehr fahre ich in Richtung Außenhafen weiter. Nach wenigen 100 Metern erreiche ich den Campingplatz. Eine riesige Zeltwiese lädt mich förmlich dazu ein, auch hier länger zu verweilen. Jedoch macht mir die Rezeptionistin einen Strich durch die Rechnung, denn ich darf nur eine Nacht bleiben. Auf dem Hooksieler Binnentief haben sich ein Jachthafen, eine Surf- und SUP Schule und eine Wasser-skianlage angesiedelt.
Gerade stelle ich mir vor, dass ich trotzdem einen Tag länger bleibe um eine SUP Tour zu machen, da erfahre ich, dass das Wetter am Donnerstag wieder umschlagen soll.
Der Binnenhafen von Hooksiel

05.08. Hooksiel – Grosses Meer, 68 km
Noch scheint die Sonne. Unwetter wurden vorhergesagt, nur weiß niemand, wann und wo das sein wird. Der Vormittag startet jedenfalls freundlich. Wegen der langen Schlange beim Bäcker komme ich gezwungenermaßen später los. So kann mein Zelt noch besser abtrocknen.

Mein erstes Ziel ist Jever. Über eine ruhige Nebenstrasse in Richtung Waddewarden durchquere ich schließlich Jever und fahre auf dem Radweg entlang der alten Bundesstrasse gleich weiter nach Wittmund. Hier ein erster Kaffeestopp. Ich muss mich entscheiden, ob ich die lange Variante über Esens oder die kurze Variante entlang der Bundesstrasse direkt nach Aurich nehme. Ich entscheide mich für die weniger schöne Strecke entlang der Bundesstrasse. Das Wetter ist zwar stabil, aber wer weiß, wie lange noch. 25 Kilometer nur geradeaus, die Strecke zieht sich wie Gummi. In der schönen Auricher Fußgängerzone wird ein weiterer Kaffee fällig. Ich passiere den Hafen und fahre auf der B72 stadtauswärts. Hinter Moordorf biege ich links ab und fahre ich Richtung Forlitz-Blaukirchen weiter. Schon nach wenigen Kilometern ist der Campingplatz am Grossen Meer ausgeschildert. Glücklicherweise habe ich am Vormittag einen Platz vorreserviert, sonst wäre es bestimmt eng geworden.
Wie schnell sich das Wetter drehen kann: gerade habe ich das Zelt noch bei strahlender Sonne aufgebaut, das Zelt konnte komplett abtrocknen, ich konnte nach der Dusch ebenfalls komplett abtrocknen. Leider hat das mit der Wäsche nicht mehr funktioniert. Denn als ich erneut aus dem Waschhaus komme, beginnt es plötzlich aus Eimern zu schütten und gefährlich zu donnern. Eine halbe Stunde dauert dieses Unwetter, dann ist alles vorbei. Die Sonne scheint, es ist keine Wolke zu sehen, lediglich die riesengrosse Pfütze vor und in meinem Vorzelt lassen erahnen, was da herunter kam.

Eindrücke von Unterwegs: Radfahrer sind Esel!?

06.08. Grosses Meer – Leer, 37 km
Das Wetter ist durchwachsen und es soll richtig ungemütlich werden. Also beschließe ich an diesem Morgen, die Tour heute in Leer zu beenden. Ein letztes Frühstück unter dem Pavillon beim Campingplatz und los geht es auf wenig befahrenen Strassen über Forlitz-Blaukirchen und Riepe nach Oldersum, wobei die letzten Kilometer nach Oldersum leider auch gerne von LKW’s genutzt wird. Ab Oldersum fahre ich einige Kilometer parallel zur Ems um dann nach Nermoor abzuzweigen – mit nur einem Hintergedanken, einen letzten Filterkaffee beim Lorenz Bäcker zu trinken. Der B 70 folgend erreiche ich in nun strömenden Regen Leer. Mein Navi führt mich direkt zum Bahnhof. Hier möchte ich schließlich keine Zeit mehr verlieren. So bekomme ich um 12.51 den nächsten Zug nach Münster. Das Abenteuer „Ostfriesland-Radtour“ hat ein jähes Ende genommen.

Kurzfristig ein wolkenloser Himmel über dem Grossen Meer.
[nach oben] © August 2022, J. Linge
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